- September 1999 - Kanada gilt als das Mutterland des
Eishockey. Hier wurde schon im Jahr 1860 urkundlich zum erstenmal mit
einem Puck gespielt. Enstanden ist das Spiel aus "Hurley". Dieses
Spiel wurde im frühen 19. Jahrhundert in Irland auf einem Feld mit einem
Stock und einem Ball gespielt. Einwanderer brachten das Spiel nach Kanada. Hier
war es aber im Winter nicht zu spielen und so entwickelte sich die Variante
auf dem Eis. "Hurley on Ice" wurde sehr populär in Kanada und
hatte seinen Ursprung am Kings' College ausserhalb von Halifax, in Nova
Scotia. "Hurley on Ice" wurde auch "Shinny" und "Rickets"
genannt. Etwas später spielte ein kanadischer Offizier oft dieses Spiel
mit seinen Männern und sie nannten es "Hockey". 1875 wurde
erstenmal organisiertes Eishockey gespielt. Der Ingengieur James Creighton
brachte seinen Freunden an der McGill Universität in Nova Scotia
das Spiel bei. Er verfasste feste Regeln, die "Halifax Rules", nach
denen ein Team aus 9 Spielern bestand. Am 3. März spielten in jenem
Jahr zwei College-Teams in Montreal auf einem zugefrorenen See vor einigen hundert
Zuschauern um die Ehre. Also James Creighton wenig
später nach Ottawa zog, brachte er das neue Spiel mit in seine neue Heimat.
So wurde Hockey in ganz Kanada verbreitet. In Ontario wurde dann auch die erste
Amateurliga gegründet. In den Anfangstagen war Hockey
ein Sport der gehobenen Klasse. Jede Fabrik und jeder Berufsstand hatte ein
eigenes Team. Am 18. März 1892 gab Lord Frederic Arthur Stanley,
der Generalgouverneur von Kanada, öffentlich bekannt, daß von nun
an jedes Jahr die beste Mannschaft in einem Turnier ermittelt und mit einem
Pokal ausgezeichnet werden sollte. Der Stanley Cup wurde ins Leben gerufen.
Anfangs war der Stanley Cup tatsächlich nur eine Schale aus Silber. Im Laufe der Jahre wurde diese aber ständig mit neuen und grösseren Sockeln ausgestattet, um Platz zu bieten für die inzwischen über 1000 Namen, die auf dem Stanley Cup eingraviert sind. Gekostet hat der Stanley Cup übrigens damals ganze 50 kanadische Dollar. Heute ist er die älteste Trophäe im amerikanischem Profisport und der begehrteste Pokal im internationalen Eishockey weltweit. Zum ersten mal verliehen wurde der Stanley Cup im Jahr 1893. Die ersten Stanley Cup Sieger waren damals die Montreal AAA, was Montreal Amateur Athletic Association bedeutet. Als Wanderpokal geht jedes Jahr der originale Pokal an den jeweiligen Stanley Cup Champion. Während dieser Zeit wurde die Anzahl der Spieler von 9 auf 7 reduziert. Man spielte mit 3 Stürmern, 2 Verteidigern, 1 Rover und 1 Torhüter. Der Rover übernahm dabei eine Wechselrolle, spielte Stürmer und Verteidiger, je nach Bedarf. Bis 1926 wurde der Stanley Cup in einem Turnier ausgespielt und der Sieger des Turniers erhielt den Stanley Cup für ein Jahr. Allerdings wurde manchmal dieses Turnier zweimal im Jahr ausgerichtet, sodass es zeitweise zwei Stanley Cup Sieger in einem Jahr gab. An dem Turnier durften nur die jeweiligen Meister der vielen kleinen Ligen teilnehmen. 1927 wurde der Stanley Cup dann an die NHL übergeben und ist seitdem die offizielle Siegestrophäe der NHL.
1904
wurde Eishockey zum Profisport. Immer mehr Menschen spielten oder sahen
sich die Spiele an. Eishockey wurde immer populärer in Kanada. In den Anfängen
spielte man noch mit 7 Spielern, also mit 6 Feldspielern und einem Torhüter.
Die Ausstattung war zu jener Zeit noch sehr rustikal. Man spielte in offenen
Stadien, ohne Bande und mit wenig Schutzkleidung. Nicht selten wurde ein Spieler,
der durch einen Check ins Publikum befördert wurde, erst einmal von den
gegnerischen Fans verprügelt. Der Andrang bei den Spielen war sehr groß.
Häufig wurden selbst die Eintrittstore der Stadien überrannt. 1907
war Art Ross der erste Superstar in diesem Sport. Und nach ihm wurde
die Art Ross Trophy benannt, mit der noch heute jedes Jahr der beste Topscorer
geehrt wird. 1909 wurde dann die National Hockey Association (NHA)
gegründet. 1910 verpflichteten die Montreal Canadiens einen jungen
Torwart, der 15 Jahre lang und 328 Spiele in Folge für die Habs zwischen
den Pfosten stand. Sein Name war Georges Vezina. Noch heute erhält
ihm zu Ehren der beste Goalie der NHL die Vezina Trophpy. Im Jahre 1911
wurde erstmals die Spielzeit von 2 x 30 Minuten auf 3 x 20 Minuten geändert.
Die ersten Stadien mit künstlichem Eis entstanden in Victoria und
Vancouver im Jahre 1912 und wurden erbaut von Lester und Frank Patrick.
Durch den I. Weltkrieg und den damit verbundenen Wirren kam es zum Streit
und zum Zerwürfnis innerhalb der NHA. Darauf hin beschlossen Montreal,
Toronto, Ottawa und Quebec 1917 die Gründung ihrer eigenen Liga.
Die NHL war geboren! Mit Gründung der NHL wurde die Anzahl der Spieler
erneut reduziert. Der Rover fiel aus dem Team und man spielt fortan nur noch
mit 6 Spielern, also 3 Stürmern, 2 Verteidgern und 1 Torhüter. Einige
Jahre später verließen allerdings Ottawa und Quebec die Liga wieder
wegen ausbleibendem Erfolges. 1926 wurden die New York Rangers
in die Liga aufgenommen, zu der inzwischen Montreal, Toronto,
Boston, Chicago und Detroit zählten. Diese Teams bildeten
jahrelang die "Original Six".
Seit 1927 ist der Stanley Cup die offizielle
Meistertrophäe der NHL. Seit einigen Jahren darf jeder Spieler, Trainer,
Co-Trainer oder Manager des Siegerteams den Pokal für ein paar Tage in
seinen persönlichen Besitz nehmen und ihn auch in seine Heimat mitnehmen.
Begleitet wird der Stanley Cup allerdings stets von zwei eigens
dafür angestellten Bodyguards. Um den Stanley Cup ranken
sich viele Legenden und wahre Geschichten. Viele nehmen den gewonnen Stanley
Cup mit ins Bett. Andere feiern Party zu Ehren des Stanley Cups. Red Kelly
muss heute noch lachen, wenn er die Sieger aus dem Stanley Cup trinken sieht.
Als er 1967 mit den Toronto Maple Leafs den Stanley Cup gewonnen hatte,
brachte der Teamboss die Trophäe zu ihm nach Hause für ein Erinnerungsfoto.
Kelly setzte dafür seinen wenige Monate alten Sohn Conn in die Schale.
In diesem Augenblick benutzte der kleine den Pokal als Topf. Denis Potvin,
Verteidiger der N.Y. Islanders, brachte den Stanley Cup seinem Vater ans Sterbebett.
Joey Kocur von den Detroit Red Wings nahm den Cup zum Angeln mit und
legte seine gefangenen Fische hinein. Bei der Siegesfeier der Dallas Stars wurde
der Stanley Cup sogar beschädigt und musste repariert werden.
Der
Stanley Cup ist der ultimative Lohn der härtesten Liga der Welt.
In keiner anderen Sportliga muss ein Spieler so lange, so schwer, so hart arbeiten
und kämpfen um am Ende die Siegestrophäe in seinen Händen halten
zu dürfen. Er ist für jeden Kanadier der grösste Traum, das Allerheiligste.
Jeder wünscht sich einmal den Stanley Cup berühren zu dürfen,
aber nur wenigen ist diese Ehre vergönnt. Aber der Gewinn des Stanley Cups
ist nur ein Teil der Meisterschaft. Vielmehr verkörpert er das Verhältnis
zwischen Eltern und Söhnen, die Träume ganzen Generation, Teamgeist
und Kameradschaft, Engagement und Leidensbereitschaft, Nationalstolz und die
Erfüllung eines persönlichen Traums eines jeden Spielers. Die
Schale welche sich auf dem Stanley Cup befindet, ist eine sorgfältig nachkonstruierte
Kopie der Trophäe von Lord Stanley aus dem Jahre 1893. Das Original wurde
1969 ersetzt, da es im Laufe der Zeit leicht beschädigt und matt wurde,
es befindet sich jetzt in Toronto in der 'Hockey Hall of Fame' und kann dort
besichtigt werden.
1967 wurde die NHL zum ersten mal aufgstockt. Philadelphia, Pittsburgh, Minnesota, Los Angeles und St. Louis wurden in der NHL aufgenommen. Im Laufe der Jahre gab es noch einige Erweiterungen bis zum heutigen Bild der Liga. Aktuell besteht die NHL aus 30 Teams, die letzten zwei Franchises kamen im Jahr 2000 hinzu, und die besten Spieler aus der ganzen Welt kämpfen Jahr für Jahr um den Stanley Cup. Etwa ein Viertel aller Spieler kommen mittlerweile aus Europa. Kanada stellt natürlich nach wie vor den größten Anteil, denn im Mutterland des Eishockey spielen mehr als 2 Million Aktive. Das sind etwa 8 % der Bevölkerung. Eishockey ist mehr als ein Sport für die Kanadier, Eishockey ist Religion und Lebensphilosophie im Land der tausend Seen. Und ihr Gott heißt Wayne Gretzky!
Seit über 100 Jahren ist der Stanley Cup nun das Symbol für Eishockey. Anfangs nur in Kanada, dann auch in den USA. Mittlerweile ist er das Symbol weltweit. Er wurde zum heiligen Gral des Eishockeysports.